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Henrik A. Schunk, Geschäftsführender Gesellschafter, CEO SCHUNK GmbH & Co. KG

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Warum braucht es zusätzlich zur Plattform Industrie 4.0 die Initiative Manufacturing-X?

Die digitale Transformation gewinnt an Tempo. Je mehr Prozesse miteinander vernetzt werden, desto mehr Schnittstellen und auch Insellösungen entstehen. Um Wertschöpfungsketten erfolgreich neu zu organisieren, bedarf es jedoch der vollständigen digitalen Transparenz und der Bereitschaft, sich multilateral auszutauschen. Erst, wenn alle Daten aus dem Produktionsprozess zusammengeführt werden können, entstehen echte Mehrwerte für alle Beteiligten. Deshalb unterstützen wir Manufacturing-X mit viel Energie. Die Digitalisierungsinitiative wird die Industrie in einem gemeinsamen, souveränen Datenraum vernetzen, um Wertschöpfungsketten zukünftig transparenter und resilienter zu gestalten. Hierfür werden Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verbände im Schulterschluss die notwendigen Standards und Rahmenbedingungen schaffen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine datenbasierte Industrie mit einer krisenfesten, wettbewerbsfähigen und nachhaltigen Produktion. Der Datenraum Industrie 4.0 ist ein gemeinsames europäisches Projekt und soll als Vorbild für globale Industrielösungen dienen.

Was sind die Lösungsansätze von Manufacturing-X für die Datenökonomie in der industriellen Wertschöpfung?

Wir müssen die nächste Stufe der Vernetzung ins Visier nehmen und verschiedene Branchen in einem gemeinsamen Datennetzwerk zusammenführen, um Lieferketten durchgängig transparent abbilden zu können. Nur so lässt sich zukünftig der wirkliche CO2-Fußabdruck eines Produktes ermitteln. Vorbild ist dabei das Vorzeigeprojekt der Automobilindustrie: Catena-X. Die im Eclipse Dataspace Connector (EDC) definierten Schnittstellen ermöglichen einen souveränen, unternehmensübergreifenden Datenaustausch. Dieser Ansatz ist ein Baustein, der für den geplanten Datenraum genutzt werden soll. Auch weitere Maßnahmen wie das neue Konzept zum Standard der Asset Administration Shell (AAS) beim Digitalen Zwilling werden als Bausteine einfließen.

Eine weitere Aufgabe von Manufacturing-X ist es, den durch den European Data Act geregelten fairen Datenaustausch in einen gesicherten rechtlichen Rahmen zu bringen. Erst dann wird aus dem angestrebten gemeinsamen Datenraum gleichzeitig ein Vertrauensraum.

Welche Ergebnisse können wir im nächsten Jahr von Manufacturing-X erwarten? 

Manufacturing-X ist ein langfristiges Projekt, das einen kulturellen Wandel anstoßen und die Entwicklung der nötigen Technologien für die Datenökosysteme vorantreiben wird. Die Zusammenarbeit und der offene Austausch sind Grundvoraussetzungen für den Erfolg der Initiative. Dieses Vertrauen muss in Schritten aufgebaut werden. Im nächsten Jahr werden erste „Use Cases“ (Anwendungsfälle) definiert und umgesetzt. Ein Beispiel hierfür ist der Datenaustausch im Shopfloor Management, also die Leitungs- und Führungsaufgaben einer Fertigung. Dabei werden erste Brücken zwischen den Daten-Silos verschiedener Unternehmen gebildet. Zudem werden wir an der Erfassung des CO2-Fußabdrucks in den Lieferketten arbeiten und Erfahrungen sammeln.