Ulrike Friedrich vom DHIK Berlin ist langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe „Arbeit, Aus- und Weiterbildung“ der Plattform Industrie 4.0. Bild vergrößern

Ulrike Friedrich vom DHIK Berlin ist langjähriges Mitglied der Arbeitsgruppe „Arbeit, Aus- und Weiterbildung“ der Plattform Industrie 4.0.

© Paul Aidan Perry

Die Industrie ist durch die voranschreitende Digitalisierung und den notwendigen Umbau zu nachhaltigen Produkten und Geschäftsmodellen im tiefgreifenden Wandel begriffen, der auch die gewohnten Aus- und Weiterbildungspraktiken auf den Prüfstein stellt. Sehen Sie hier auch Chancen?

Ja, die sehe ich durchaus – vor allem für die duale Ausbildung. Viele junge Menschen haben eine Affinität zu digitalen Anwendungen und einen eher unvoreingenommenen Zugang zu neuen Technologien. Unternehmen, die ihre Azubis in die betrieblichen Digitalisierungsprozesse aktiv einbinden, werden oft als besonders attraktive Arbeitgebende angesehen. Für diese Unternehmen ist das vor dem Hintergrund des teils sehr großen Fachkräftemangels ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Reicht diese Affinität, um sie auf die zukünftige Arbeitswelt vorzubereiten?

In der AG „Arbeit, Aus- und Weiterbildung“ besteht Einigkeit darüber, dass eine kontinuierliche Qualifizierung attraktive Arbeitsplätze und Wertschöpfung nachhaltig sichern kann. Das gilt für alle Beschäftigten gleichermaßen, unabhängig von ihrem Alter und ihrer Berufserfahrung.

Ein offener, neugieriger Zugang zu digitalen Prozessen ist daher sicher eine gute Basis. Deshalb sollen künftig auch alle Berufe die sogenannte Standardberufsbildposition „Digitale Arbeitswelt“ beinhalten. Diese soll sicherstellen, dass alle Azubis bei Ausbildungsabschluss – unabhängig von ihrer Branche – ein Mindestmaß an digitalen Kompetenzen, aber auch Sensibilität bei der Kommunikation über digitale Medien vorweisen können. Die DIHK-Bildungs-gGmbH hat zudem gemeinsam mit Betrieben Konzepte entwickelt, wie weiterführende Skills von Ausbildungsbeginn an vermittelt und anerkannt werden können. Auf den Lehrplänen können nun Fächer wie Smart Maintenance, Additive Manufacturing oder Prozessanalyse, IT-Security, Datenanalyse und vernetzte Fertigungssysteme, aber auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt stehen. Diese zusätzlichen Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt.

Die Arbeitsgruppen der Plattform Industrie 4.0 arbeiten unter Hochdruck daran, auch kleinen und mittelständischen Unternehmen den Zugang zu den neuen Technologien zu erleichtern. Was rät die AG diesen Unternehmen?

Die Digitalisierung hat bei Weitem noch nicht in allen Unternehmen Einzug gehalten. Oftmals können sie aufgrund fehlender eigener Erfahrungen oder vergleichbarer Praxisbeispiele nicht absehen, ob sich eine Investition in digitale Anwendungen oder gar die Einführung neuer, digitaler Geschäftsmodelle langfristig rentiert.

Die AG „Arbeit, Aus- und Weiterbildung“ hat darum in diesem Jahr eine Publikation veröffentlicht, in welcher Unternehmen zu Wort kommen, die sich auf den Weg gemacht haben und ihre Erfahrungen vor allem im Bereich Weiterbildung mit den Leserinnen und Lesern teilen. Hier bietet sich nicht nur die Lektüre an, sondern auch die Kontaktaufnahme zu den Vorreiterunternehmen und den Verbänden, um in einen engen Informationsaustausch zu kommen. Zum anderen bieten die Kammern Weiterbildungen für Ausbildende an, damit diese die Potenziale ihrer Unternehmen noch besser erkennen und die erforderlichen Kompetenzen der Beschäftigten ableiten können.