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Dr. Birgitt Boss

© Dr. Birgitt Boss

1. Frage: Was ist neu im Vergleich zur Version aus 2018?

Dr. Birgit Boss: Das besondere an der Verwaltungsschale ist ja, dass sie ein Produkt, eine Maschine oder ein Gerät über den ganzen Lebenszyklus hinweg begleitet. In der ersten Version war unser Fokus auf dem Use Case, bei dem die Verwaltungsschale zwischen zwei Partnern – z. B. Komponenten-Hersteller und Maschinenbauer – ausgetauscht wird. In der zweiten Version von ‚Details of the Asset Administration Shell‘ betrachten wir auch die Engineering- und Operating-Phase. Im Hinblick auf KI-Anwendungen legen wir außerdem die erste Grundlage für Reasoning-Anwendungen. Dranbleiben lohnt sich also!

2. Frage: Warum lohnt sich ein Blick in die Publikation?

Dr. Birgit Boss: Egal ob Komponentenhersteller, Maschinenbauer oder Betreiber: Die Publikation beschreibt, wie Unternehmen Informationen in der Verwaltungsschale aufbereiten und strukturieren können. Es war uns von Anfang an wichtig, dass es sich bei der Verwaltungsschale im Detail um ein lebendes Dokument handelt. Also ein Dokument, das kontinuierlich weiterentwickelt wird und in das das Feedback und die Erfahrungen der Anwender wieder zurückfließt. Für die Version 2.0 haben wir außerdem verstärkt mit weiteren Experten zusammengearbeitet.

Das Mapping der Verwaltungsschale auf AutomationML, ein geeignetes Format für die Engineering-Phase, haben wir zusammen mit Kollegen des AutomationML e.V. gemacht. Das OPC UA-Mapping, das akzeptierte Format für die Operating-Phase in Industrie 4.0, machen wir in enger Zusammenarbeit mit der OPC Foundation und OPC-Experten des VDMA. Des Weiteren legen wir ein erstes Mapping auf das Resource Description Framework (RDF) vor. Damit können in Kombination mit Query-Sprachen des Semantic Web und Einbeziehung weiterer externer Datenquellen komplexe Reasoning-Anwendungen realisiert werden.

3. Frage: Ist die Verwaltungsschale schon im Einsatz?

Dr. Birgit Boss: Ja. Den AASX-Package-Explorer haben schon viele Firmen genutzt, um ihre ersten Verwaltungsschalen zu erstellen. Der AASX-Explorer fing als Browser an, bietet inzwischen aber zahlreiche nützliche Features, um Verwaltungsschalen auf einfache Weise zu erstellen. Man kann mit Hilfe dieses Werkzeuges einen großartigen Eindruck vom Potenzial der Verwaltungsschale bekommen. Nicht nur die Spezifikation hat sich weiterentwickelt, auch der AASX-Package-Explorer wurde parallel kontinuierlich weiterentwickelt. Es gibt daneben inzwischen auch andere open source Implementierungen der Verwaltungsschale, z. B. von BaSys.

Einem Einsatz der Verwaltungsschale steht also nichts im Wege. Auch auf der diesjährigen SPS sind zahlreiche Umsetzungen der Verwaltungsschale zu sehen. Ein Wegweiser der Plattform Industrie 4.0 wird die Besucherinnen und Besucher führen. Sie erhalten ihn gedruckt an den Messeständen des LNI 4.0 und ZVEI oder hier im Newsletter. Mein Appell: Sich auf der SPS inspirieren lassen und einfach mal selbst ausprobieren, die erste eigene Verwaltungsschale zu erstellen! Es ist gar nicht schwer.

Mehr Informationen zur Arbeitsgruppe „Referenzarchitekturen, Standards und Normung“