Thomas Hahn, Chief Software Expert Siemens und Mitglied des Lenkungskreises der Plattform Industrie 4.0

Thomas Hahn, Chief Software Expert Siemens und Mitglied des Lenkungskreises der Plattform Industrie 4.0

© Thomas Hahn/Siemens AG

Frage 1: Warum sind die USA so ein wichtiger Partner für Deutschland im Bereich Industrie und Digitalisierung?

Die USA sind traditionell ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Viele deutsche Hersteller sind in den USA zum Beispiel mit eigenen Produktionsanlagen vertreten. Das Konzept Industrie 4.0 hat selbstverständlich auch in den Fabriken in den USA Einzug gehalten. Und letztlich funktioniert Produktion nur noch global vernetzt. Ob als Produzent, als Zulieferer oder als Endkunde – es macht Sinn, dass wir unsere Ansätze transatlantisch miteinander kombinieren.

Frage 2: Was konnte Sie als Vertreter der Plattform Industrie 4.0 auf der Hannover Messe in den USA beobachten?

Auf der Hannover Messe USA waren mehr als 500 deutsche Unternehmen vor Ort. Die Messe war angebunden an die größte amerikanisch Industriemesse IMTS in Chicago, wo über 2500 Unternehmen zusammenkamen. Im Gespräch zum Beispiel mit den Automatisierungsherstellern dort merke ich immer wieder, dass wir die gleichen Probleme lösen müssen: Die Durchgängigkeit der Wertschöpfungskette von der Maschine bis hin zum Endprodukt beispielsweise oder die Umsetzung des Internet of Things in einer realen Fabrik. Beim Thema Datenschutz oder auch bei Fragen rund um Arbeitskräfte unterscheiden sich die Ansätze aber auch. In den USA sind IT-Unternehmen oft sehr schnell in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Nicht zuletzt auch weil sie etwa im Silicon Valley auf hervorragende Fachkräfte zugreifen können.

Frage 3: Wo sehen Sie das Potential für (weitere) Kooperationen und wo steht man vielleicht in einem Konkurrenzverhältnis?

Auf der Messe vor Ort konnten wir sehr intensiv miteinander ins Gespräch kommen. Im Solution Theatre – einem Veranstaltungsforum auf der Messe – hat die Plattform Industrie 4.0 als Partner das Programm vor Ort mitgestaltet. Darüber hinaus haben wir als Plattform vor Ort Gespräche mit Initiativen wie „Manufacturing USA“ oder Vertretern des National Institute of Standards and Technology (NIST) und dem Advanced Manufacturing National Program Office geführt. Einen Anknüpfungspunkt bieten zum Beispiel die Kompetenzzentren und Digital Hubs in Deutschland. Die Amerikaner haben ein ähnliches System mit 15 Innovation Hubs aufgesetzt. Wenn wir über diese Strukturen zum Beispiel Projekte aufsetzen, wo wir gemeinsam Dinge erproben und ausprobieren, ist das ein guter Anfang.
Darüber hinaus sind die USA ein wichtiger Verbündeter für die Standardisierung. Nicht nur, dass sie selber als Akteur und Vorreiter gelten, auch viele „De-Facto“-Standardisierungs-Organisationen wie die OPC Fundation sind in den USA basiert. Beim Thema digitale Geschäftsmodelle sollten wir in den USA genauer hinschauen. Letztlich sind wir hier am Ende Konkurrenten, können aber von den Erfahrungen vor Ort lernen. Ich sehe das so: Digitalisierung geht nicht alleine. Sie erfordert Kooperation zwischen Unternehmen, zwischen Verbänden und Initiativen und über Ländergrenzen hinaus. Die Plattform ist deshalb ein wichtiger Akteur, um diesen Austausch transatlantisch voranzutreiben.