Mann mit Schutzweste; fotolia/industrieblick

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Mensch und Maschine: Neue Interaktionsformen eröffnen Chancen bei der Arbeitsorganisation und verändern die Anforderungen an Beschäftigte

Das Wirtschaften wird digital. Der Mensch bleibt. Menschen werden auch zukünftig die entscheidenden Treiber sein, wenn es darum geht, Innovationen zu schaffen, Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die grundlegende Veränderung liegt in der Art und Weise wie diese Produkte und Dienstleistungen zukünftig produziert und umgesetzt werden. Die Kommunikation in Fabriken verläuft zukünftig oftmals naht- und drahtlos und ermöglicht eine effizientere Interaktion zwischen Beschäftigten und intelligenten Produktionsmaschinen. Diese Entwicklung eröffnet Chancen für eine Neuorganisation der Arbeit, zum Beispiel für gesundheitsfreundlich gestaltete Arbeitsorte, flexiblere und familienfreundliche Arbeitszeitregelungen. Gleichzeitig gilt es, Standards, beispielsweise in der Aus- und Weiterbildung, zu prüfen und sie an neue Anforderungen anzupassen.

Anspruchsvolle technologische und organisatorische Tätigkeiten bringen Jobs zurück nach Deutschland

Wahrscheinlich ist auch, dass der Anteil an Routinetätigkeiten sinken wird. Diese werden immer öfter von intelligenten Maschinen übernommen. Das Zusammenwachsen der digitalen Kommunikationstechnologien mit den automatisierten Maschinen erhöht die technologische und die organisatorische Komplexität. Die Flexibilisierung der Produktion durch Industrie 4.0 wird bei allen Mitarbeitern deutlich breitere Kompetenzen über vor- und nachgelagerte Arbeitsabläufe erfordern. Qualifizierte Beschäftigte sind zukünftig stärker gefragt, die Entscheidungen zu treffen, die kein Algorithmus ersetzen kann. Gleichzeitig müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für neue Tätigkeiten ausgebildet und befähigt werden.

Für den Industriestandort Deutschland kann das bedeuten: Mit neuen Technologien, die dezentrale Produktion möglich machen, können Arbeitsplätze aus dem Ausland wieder zurückgeholt werden. Beispielsweise auch an urbanen Standorten, wo hoch qualifizierte Fachkräfte vorhanden sind.

Die Veränderungen bergen Herausforderungen, die für die Entwicklung zukünftiger Arbeitsmodelle Berücksichtigung finden sollten:

  • Die Grenzen der Arbeits- und Lebenswelten verschwimmen. Ein rasantes Tempo der technischen Entwicklung erhöht den Druck auf Arbeitnehmer, immer schneller auf Anforderungen zu reagieren und damit ständig erreichbar zu sein.
    Entstehen hierdurch verstärkte psychische Belastungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Welche Rahmenbedingungen können das verhindern?
  • IT-Programme und Sensoren überwachen Produktionsprozesse. Die Befürchtung liegt nahe, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zukünftig ebenfalls Ziel dieser Überwachung und Kontrolle werden.
    Welche Lösungen ermöglichen sichere Freiräume für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und garantieren gleichzeitig die notwendige Vernetzung der Informationsströme?
  • In Projektstrukturen zu arbeiten, heißt häufig auch, in kurzfristigen, nicht-sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen zu stecken. Die gesetzlichen Regelungen z. B. zum Arbeitsschutz kommen hier an ihre Grenzen.
    Welche gesetzlichen Anpassungen geben den Unternehmen den nötigen Gestaltungsraum und garantieren gleichzeitig den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein faires Arbeitsverhältnis und soziale Absicherung?
  • Neue Kompetenzen sind gefragt.
    Wie können Beschäftigte mit aktuellem, praxisrelevantem Wissen weitergebildet werden?
    Wie wird der Ausschluss gering qualifizierter Beschäftigter verhindert?

Neue Kultur der  Weiterbildung – Unternehmen brauchen starke Partner

Für einen erfolgreichen Weg zur Industrie 4.0 sind vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten und eine Arbeitsorganisation, die das Lernen fördert, ausschlaggebend. Die berufliche wie auch die akademische Aus- und Weiterbildung braucht einen fortwährenden Dialog zwischen Industrie, Politik und Gesellschaft, um sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und anzupassen.