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Dr. Frank Possel-Dölken, CDO bei Phoenix Contact und Leiter des Lenkungskreises der Plattform Industrie 4.0

© Phoenix Contact

Welchen Herausforderungen muss sich die Industrie 4.0 in Zukunft stellen?

Der Ukrainekrieg und die Coronapandemie haben uns klar vor Augen geführt, dass unsere globalisierte Wirtschaft verwundbar ist. Gleichzeitig gewinnen Nachhaltigkeit und der Weg zur Klimaneutralität bis 2045 an Bedeutung. Angesichts dieser Entwicklungen gilt es umso mehr, die internationale Spitzenposition Deutschlands in der produzierenden Industrie zu festigen und auszubauen – für eine nachhaltige, klimaneutrale, resiliente und wettbewerbsstarke Wirtschaft. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Sicherung und Flexibilisierung von Lieferketten. Gleichzeitig muss es uns gelingen, die Grenzkosten für den Aufbau neuer Datenverbindungen innerhalb und zwischen Unternehmen drastisch zu reduzieren – ansonsten bleibt der „Ölboom der Neuzeit“ auf Basis von Daten aus!

Wie können wir die Herausforderungen angehen?

Wir brauchen vor allem resiliente und sichere Lieferketten. Ein zentraler Schlüssel ist, die Industrie und ihre Wertschöpfungsketten konsequent zu digitalisieren. So wird die Industrie 4.0 wichtiger Enabler für eine klimaneutrale und zirkuläre Produktion. Die Konzepte für digitale Ökosysteme liegen vor. Jetzt geht es also darum, die bestehenden Technologien in Datenräumen zusammenzufügen, um Lieferketten branchenübergreifend zu vernetzen, zu steuern und in die breite Anwendung zu bringen.

Welche Rolle spielt die Plattform Industrie 4.0 dabei?

Die Plattform Industrie 4.0 setzt drei strategische Projekte auf: Zum einen entwickelt sie – basierend auf den Erfahrungen aus ‚Catena-X‘ – die Grundlagen für einen offenen und souveränen Datenraum für die Ausrüsterindustrie. Zudem unterstützt sie eine breite Anwendung im Mittelstand. Das gelingt, wenn Anwendungskonzepte entstehen, die den Nutzen sichtbar machen und einfache und günstige Lösungen anbieten. Hier kommt die Plattform Industrie 4.0 ins Spiel und setzt sich dafür ein, Plug & Play-Lösungen und entsprechende Transferkonzepte zu entwickeln.

Dritter Ansatzpunkt sind globale Standards. Die Plattform Industrie 4.0 und ihre Partner haben mit ‚Industrie 4.0‘ als weltweite Marke eine große Strahlkraft. Mit ihrer Expertise prägen sie die Standardisierung und nutzen internationale Kooperationen und Allianzen, um europa- und weltweit einheitliche Mechanismen der Datenökonomien abzustimmen. Somit leistet die Plattform Industrie 4.0 einen wertvollen Beitrag, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Denn: Die deutsche Industrie ist international vernetzt und benötigt einen globalen Wettbewerb.

Nicht zuletzt bietet die Plattform Industrie 4.0 den nötigen Raum, die Konzepte umzusetzen. Sie ermöglicht einen übergreifenden Dialog zwischen Politik, Gewerkschaften, Wissenschaft, Umweltakteuren sowie Verbänden und Unternehmen aus Ausrüster-, Anwender- und Softwareindustrie.